Deutsche Flugsicherung und Gewerkschaft einigen sich auf Tarifpaket, ohne Streiks

Deutsche Flugsicherung Tarifpaket ohne Streiks.

Ein bedeutender Tarifabschluss bei der Deutschen Flugsicherung

Ein bedeutender Tarifabschluss bei der Deutschen Flugsicherung

Nach intensiven Verhandlungen haben die Deutsche Flugsicherung (DFS) und die Gewerkschaften ver.di sowie die Deutsche Flugsicherungsgewerkschaft (DFS-G) einen neuen Tarifvertrag abgeschlossen. Diese Einigung ist von herausragender Bedeutung, da sie ohne die in der Branche nicht seltenen Streiks auskam.

In einer Pressekonferenz am Morgen des 20. Mai 2023 in Frankfurt am Main stellten Vertreter der DFS und der Gewerkschaften die Eckpunkte des neuen Tarifvertrags vor. Diese betreffen sowohl monetäre als auch strukturelle Anpassungen für die Mitarbeiter der DFS. Ver.di-Verhandlungsführerin Maria Löbig sprach von einem „Paradigmenwechsel“ in der Tarifpolitik der DFS.

Monetäre Verbesserungen

Die zentrale Änderung betrifft die Löhne der rund 5.600 Mitarbeiter der DFS. Laut des neuen Tarifvertrags wird das Grundgehalt um 6,5 Prozent erhöht, wobei diese Erhöhung in zwei Stufen erfolgt. Die erste Stufe von 3,5 Prozent tritt sofort in Kraft, während die zweite Stufe von 3 Prozent ab Januar 2024 angewendet wird.

Zusätzlich zu den Gehaltserhöhungen wurde eine Einmalzahlung von 1.200 Euro vereinbart, um die Belastungen durch die Inflation abzufedern. Diese Zahlung soll bis spätestens Juli 2023 ausgezahlt werden. Die Geschäftsführung der DFS betont, dass diese Maßnahmen dazu beitragen sollen, die Attraktivität des Berufs zu steigern und talentierte Fachkräfte an das Unternehmen zu binden.

Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Ein weiterer Aspekt des neuen Tarifvertrags ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Im Mittelpunkt dieser Änderungen steht eine flexiblere Arbeitszeitregelung. Die wöchentlichen Arbeitsstunden bleiben zwar unverändert, es wurde jedoch eine flexiblere Gestaltung der Schichtpläne eingeführt. Dies soll es den Mitarbeitern ermöglichen, ihre Arbeitszeit besser an persönliche und familiäre Bedürfnisse anzupassen.

„Wir haben die Notwendigkeit erkannt, den Mitarbeitern mehr Freiräume zu bieten“, erklärte Klaus-Dieter Scheurle, der Vorsitzende der Geschäftsführung der DFS. Er fügte hinzu, dass die neuen Regelungen auf eine höhere Lebensqualität der Mitarbeiter abzielen, was letztlich auch die Produktivität und Zufriedenheit der Belegschaft steigern soll.

Bildung und Weiterbildung

Der neue Tarifvertrag legt auch einen Schwerpunkt auf Bildung und Weiterbildung. Es wurden neue Förderprogramme ins Leben gerufen, die den Mitarbeitern eine kontinuierliche berufliche Entwicklung ermöglichen sollen. Diese Programme konzentrieren sich auf die Förderung von Schlüsselqualifikationen und die Verbesserung technischer Fähigkeiten.

„In einer Branche, die von rasanter technologischer Entwicklung geprägt ist, ist lebenslanges Lernen unabdingbar“, betonte ver.di-Verhandlungsführerin Maria Löbig. Die DFS hat sich dazu verpflichtet, regelmäßig Schulungen anzubieten und die entsprechenden Kosten zu übernehmen. Dies soll nicht nur den Kenntnisstand der Mitarbeiter erhöhen, sondern auch die Qualität der Dienstleistungen der DFS sichern.

Gesundheitsmanagement

Ein weiterer wichtiger Punkt des neuen Tarifvertrags ist das betriebliche Gesundheitsmanagement. Die DFS hat zugesagt, in zusätzliche Programme zur Gesundheitsförderung und Prävention zu investieren. Dazu gehören Gesundheitschecks, Stressbewältigungsseminare und sportliche Aktivitäten.

„Wir sind uns der Gesundheitsrisiken in unserem Arbeitsumfeld bewusst und möchten aktiv deren Entstehung entgegenwirken“, sagte VDS-Geschäftsführer Harald Reiter. Eine gesunde Belegschaft sei eine Grundvoraussetzung für die fehlerfreie und effiziente Arbeit der Flugsicherung.

Kommentar von Experten

Branchenexperten begrüßen den neuen Tarifvertrag und sehen darin einen positiven Schritt in die richtige Richtung. Arbeitsmarktexperte Dr. Hartmut Schröder betonte, dass die DFS mit diesem Abschluss ein Zeichen setzen würde. Er äußerte sich anerkennend über die moderaten Lohnerhöhungen und die umfangreichen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen: „Dies zeigt, dass die DFS sowohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als auch die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter ernst nimmt.“

Die Deutsche Flugsicherung ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Luftfahrtinfrastruktur. Ihre rund 5.600 Mitarbeiter sorgen dafür, dass jährlich Millionen von Fluggästen sicher an ihr Ziel gelangen. Ein reibungsloser Ablauf der Flugsicherung ist daher von nationaler Bedeutung.

Rückblick: Konflikte der Vergangenheit

Die Einigung fällt besonders ins Auge, wenn man die Konflikte der Vergangenheit betrachtet. In den Jahren 2012 und 2015 kam es zu massiven Streiks, die den deutschen Luftverkehr erheblich beeinträchtigten. Seinerzeit war es den Tarifparteien nicht gelungen, rechtzeitig eine Einigung zu erzielen, was zu Verspätungen und Flugausfällen führte. Solche Ereignisse riefen nicht nur bei den betroffenen Passagieren Frustration hervor, sondern schadeten auch dem Ruf der DFS.

Die jetzige Einigung ohne Streiks zeigt, dass sich die Situation erheblich verbessert hat. Dies wird sowohl von der DFS als auch von den Gewerkschaften als Beweis für eine verbesserte Kommunikations- und Verhandlungsstrategie gewertet.

Der abschließende Vorstandsvorsitzende Klaus-Dieter Scheurle bedankte sich bei allen Beteiligten für die konstruktiven Gespräche: „Wir haben gemeinsam einen großen Schritt nach vorn getan. Nun können wir uns voll und ganz auf unsere Kernaufgaben konzentrieren und unseren Beitrag für sicheren und pünktlichen Luftverkehr in Deutschland leisten.“

Die Einigung wird von vielen als Meilenstein in der Tarifpolitik der Deutschen Flugsicherung gesehen. Sie könnte als Vorbild für andere Branchen dienen, wie komplexe Verhandlungen erfolgreich und im Einvernehmen durchgeführt werden können.

###, Freitag, 24. Mai 24###
24.05.2024